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Statements

Richard Köchli

Musiker

Wenn ich mich richtig erinnere, war ich ca. 3 Jahre dabei; ich glaube, von 1991 bis und mit 1994.

Es war für mich eine spezielle Zeit, sehr intensiv, nicht sehr einfach, vieles in meinem Leben war im Umbruch. Ich war just (Ende 1990) ins Wasser des selbständigerwerbenden Musikers gehüpft, suchte eine Existenz. Notabene ohne jegliche offizielle Berechtigung: kein Diplom, kein musikalischer Burufs-Abschluss, nix!! Nur ein klein bisschen Talent und sehr viel Liebe zur Musik. Fausto Medici, mit dem ich damals in der legendären Rock-Combo "Eat the Cannibals" spielte, brachte mich zu den Vikingern.

Der Vikinger-Groove war sehr inspirierend für mich. Einerseits die zahlreichen Musiker-Cracks (z.B. aus der Jazz-Szene), meine Kumpel Fausto Medici, Bruno Amstad und Carmelo (beide ebenfalls "Eat the Cannibals"), und auf der andern Seite viele wunderbare, sympathische, humorvolle und originelle Menschen, die echten Fasnächtler, die Freaks, die nicht bloss wegen der Musik dabei waren. Ich fand diesen Mix sehr spannend, ich muss aber zugeben, dass ich im Herzen eigentlich zu 100% als Musiker dabei war. Ich nahm diese Konzerte jeweils alle sehr ernst; für mich war das eine kleine Tourné; ich spielte mit grosser Hingabe jeden Ton, als wäre es die letzte Gelegenheit meines Lebens (das ist bis heute meine Philosophie geblieben!), ich genoss das Zusammenspiel, es gab magische Momente, ich wartete ungeduldig auf jedes neue Konzert und spürte, dass mich die etablierten Vikinger-Musiker respektierten, was mich sehr freute! Ich weiss jetzt nicht mehr genau, was wir alles spielten, aber ich habe eine Menge dabei gelernt (nicht zuletzt auch, bei grosser Kälte Gitarre zu spielen... - der Rekord war -11 Grad!!!)

Ich war stolz, Mitglied dieser speziellen Truppe zu sein; die Vikinger sind und bleiben für mich die beste Fasnachts-Band aller Zeiten, sie bleiben das Original, alle andern können nicht mehr als eine Kopie sein :-)

Fausto ist bis heute einer meiner wertvollsten menschlichen und musikalischen Begleiter geblieben (er spielt seit 1997 in meiner Band und prägt unsere Musik sehr!) - sein Wesen erinnert mich unweigerlich immer wieder an den Vikinger-Geist!

Apropos: 3 wunderschöne Vikinger-Masken zieren noch heute mein Zuhause in Frankreich (vor allem meine Frau Evelyne bestand darauf, die Dinger nicht bloss im Estrich zu verstauen, sondern sichtbar zu machen :-)

Fausto Medici

Musiker

Meine Highlights kurz und bündig:

  • Sternenplatz Ullibesuch beim Stück "Jean Pierre"
  • Frasi auf dem Fritschigeländer
  • Zürich IMA Jethro Tull
  • Film von Al Gasser
  • Dany und Tuschka
  • Kaufleute Silvester
  • Krienbrügglisessions mit dem Stück "Sledgehammer"
  • Die fehlenden Musiker und was wir daraus machten... Hansi war immer da!!
  • Panoramasessions mit den Kulturfasnächtlern
  • Unter der Egg Altstadt
  • Jazzkantine Hazyland mit DJ Bobo
  • Schüüür Band Autosession
  • 57er Proben bei Frasi
  • Stiefelplatz und die anderen Musigen, welche das auch probierten...
  • Mosnter mit Fahrbaren untersätzen (Engel)
  • Lorenzo‘s Benzikanisterfasnacht
  • Bruno Amsstad und Carmelo Fiannacca
  • Die Bands: OM, Freddy Studer, Kjol, Dave Doran, Day Flies, Tirkische Figen, Tamtam of Bantam, Mohrenkopf, Keebonk, Jazzschule Luzern

Vikinger werde Fasnachtsmusig und nicht mehr Guggenmusig. Die Metamorphose einer Guggenmusig

Es war mehr oder weniger Zufall, dass ich nach zwei Jahren Fasnacht mit der Rhythmusgruppe „Rasselbande“ - die gleichnamige Guggenmusig gab es 1980 noch nicht - und dem damals schon legendären Luzerner Baslertrommelmeister Hansi Wobmann von meinem Jazzschulschlagzeuglehrer Dave Doran angefragt wurde, ob ich zu den Vikingern komme. So kamen verschiedene Strömungen zusammen: Rhythmussynergie in Luzern! Die Vikinger waren damals für uns eine richtige „Funkytruppe“: Fredy Studer, Ulli Leimgruber, Christy Doran, Yoghurt (Werner Jurt), Butch Baumgartner standen für eine „go for it - total Fansachtsrhythmussession“. Es kam zur Fusion der Rasselbande mit den Vikingern unter der Flagge der Vikinger.

Die verschiedenen Gruppierungen kannten sich schon aus anderen Musikformationen und -Encounters die eigentlich nichts mit Fasnacht zu tun hatten: Moohrenkopf, Tirkishe Figen, die aufkommende Jazzschule Luzern, Heinz Affolters Kjol, Accoustic Adventure - überall kreuzten sich die verschiedenen Gruppenkostellationen mit den Gebrüdern Bieri an den Saxes, Teddy an der Posaune, Heinz Affolter an der Guit, Eric Leimgruber an der Trompete und natürlich die ganze Perkussions- und Schlagzeugerfamilie, die den grössten Teil der Gruppe ausmachte. Der gemeinsame jährliche Kontenpunkt wurden die Vikinger so quasi als Gesamtsession.

Interessant war noch ein Telefonat 1979 von den Chröschpönter an mich, ob ich bei ihnen Drums spielen würde...just im gleichen Jahr als ich mit der ganzen Rasselbande-Truppe zu den Vikingern zu gehen wollte. Ich entschied mich für die grössere „Firma“ - vielleicht auch intuitiv, damit ich nicht der einzige Trommler in einer Truppe war - Huerechrampf. Das wurde grundsätzlich unser Prinzip: Eine eingespielte Kerntruppe, die wie das Auge eines Hurricans rund um sich Funkyleute scharte, welche im gleichen Groove mithalten konnten. Überhaupt schien es sich nur um Groove und nicht um Fasnacht im üblichen Innerschweizer-Sinne zu handeln

Nach zwei Jahren spielten wir uns bei den Vikingern so ein, dass ich bei den Rhythmussessions richtig Spass entwickelte beim „instant composing“. D.h. ich schaltete während der Session einige Instrumente oder Register aus und wieder ein - frei improvisierend. Wir übten keine Stücke ein, sondern nur Grooves, Bridges und Zeichen. Endlich wurde die Fasnacht nicht ein Abspulen von Geprobtem, sondern ein Experimentieren: Das war spannend und blieb solange ich dabei war (bis zum Jahr 2000) der Hauptkick und Markenzeichen der Vikinger. Vorteil: Wir überraschten uns immer wieder gegenseitig, Nachteil: einige Sessions gingen förmlich in die Hosen, weil wir eben experimentierten. Fazit: die Überraschungen waren deutlich in der Mehrzahl! Das war das Rezept!

ich erinnere mich sehr gut an das kurze Gespräch mit Heinz Affolter, der mich fragte, ob er denn auch mit uns an die Fasnacht kommen könne, weil ja mit Dave Doran und Bibi Doran auch ein wichtiger Teil der Gruppe „Kjol“ bei den Vikingern spielte. Heinz Affolter war Leader und Gitarrist bei Kjol. Er sagte mir im Witz: Ich komme mit der Gitarre!
Genau das wars!! Sofort legte das in meiner Fantasie eine ganze Reihe von musikalischen Optionen frei. Und so kam es auch: Was mit einem kleinen Sackwagen und draufmontiertem Gitarrenverstärker begann, endete letztlich über die Jahre mit einem umfunktionierten Milch-Wagen, einer PA-Anlage, einem zusätzlichen Bassisten (Fredy Keil), Solisten und letztlich mit Gesang (erster Sänger Bruno Amstad). Die ganze Bläsertruppe mutierte zum Bläsersatz einer Bigband und die Rhythmusgruppe war so stark, dass bei Stromausfällen der eingeübte Rhythmusessionpart für genug Schub sorgte! Währenddessen erkämpften sich unsere Hintermänner einen 220er 16A Anschluss in der Nähe, um die elektrisch Verstärkten wieder ins Spiel zu bringen... Auch das gehörte zu Improvisation!

Wir gewannen immer mehr Befürworter unseres Konzeptes und aus „Stromverweigerer“ wurden liebe „Stromgastgeber“, die sich rühmten, uns als Gäste zu begrüssen. Unsere Geheimoption - den 3000W-Generator - mussten wir nie organisieren.

Die Improvisationen wurden auf allem was wir als Gruppe unternahmen erweitert: Es war etwa um 1986 schätze ich, eine extrem kalte Fasnacht mit Temperaturen um -8 °C! Wädu unser Fahnenträger - legendär in der Art wie er diese Aufgabe löste! Ich hatte immer die Szenen aus Asterix im Kopfe, bei welchen der vorderste, meistens Obelix, die ganze Gallierschar durch die Römerformationen keilte... genauso war Wädu!
Unser lieber Wädu wollte uns abends um 11:00 über die Schneiderbrücke führen. In der Gasse herrschten noch knapp akzeptable Temperaturen. Auf der Brücke war es arschkalt. Somit setzte Wädu zu einem Spurt über die Brücke an, damit er nicht der beissenden Kälte auf der Brücke ausgesetzt war. Zu seinem Erstaunen war die ganze 70-köpfige Truppe auf der anderen Seite dicht hinter ihm - eine derartige Vogelschwarmdynamik gab es nur bei den Vikingern!

Oder die Szene im Balance, als uns die originelle Vokaltruppe „Amuse Bouche“ eine wunderschöne Acapella-Darbietung brachte und wir im Gegenzug - ohne Probe versteht sich - vier Nummern aus unserem Repertoire als 60-stimmigen Acapella-Schwarm sangen - jede Stimme das eigene Instrument nachahmend und das nur, weil wir unsere Instrumente nicht gerade komplett bei uns hatten - Genial! Solche Dinge blieben zum Teil Einzelaktionen und wurden nicht wiederholt - oder höchst selten - weil eben die Stimmung nicht da war...
Oder bei den damaligen Guggertreffs im Casino am Güdisdienstag nach dem Monster, als wir zum Schluss unseres Konzertes quasi als Showeffekt alle auf den Boden fielen, weil Butch als erster versehentlich stolperte... Uns und dem Publikum blieb die Spuke weg.. Wie geht sowas überhaupt? Vogelschwarmdynamik eben!

Das Vikingorchestra wurde das erste mal zum 25sten im Jahre 1985 aufgestellt. Das war die Musikerkerntruppe der Vikinger (aus allen versammelten Bands) und angereichert durch externe Gastmusiker und internen eher ungeübten Vikingern, die aber irgendwie im Gesamtprogramm eine Rolle spielen wollten. Ein Riesenerfolg! - Totalausverkauf! und vielleicht der erste Grundstein für die späteren Events und Partys im Schwanen und im Schweizerhof am neu eingeführten Rüüdige Samschtig.

Die Kleinen (Kinder und Jugendliche) hatten und durften immer Platz haben bei den Vikingern. Sie waren auch immer die ersten die beim Essen an der Fasnacht bedient wurden. Tagsüber waren sie an der Fasnacht meist ganz dabei und bei Stadtkellerkonzerten durften sie sogar ihre ersten Auftritte mit der Grossformation machen. Inzwischen wächst schon die dritte Generation heran. Der Name des Projektes heisst „Vikinger Youngband“ und der gemeinsame Nenner ist „Funky-Music“ und alles was „Funky-Attitude“ ausmacht.

In den Neunzigern stiessen absolut verrückte Jungs wie Carmelo Fianaca (Bass) und Bruno Amstad (Rhythmus und Vocals) zu den Vikingern. Das war nahezu der gleiche Aufschwung wie als die Rasselbande integriert wurde, denn Carmelo und Bruno brachten die ganze Fangemeinschaft ihrer Band mit, Richi Köchli übernahm wenig später den Gitarrenpart von Heinz Affolter und damit war wieder die Kerntruppe der „Eat the cannibals“ treibende Kraft bei den Vikingern. Hansi, Dave und ich blieben quasi als primus inter pares im Duopack dabei.

Inzwischen ist Bruno eine hochkreative Instanz im Jazzbusiness, Richi Koechli einer der anerkanntesten Slide-Blues-Gitarristen Europas. Weitere Musiker scharten sich in den Neunzigern hinzu, wechselten sich in den tragenden Rollen ab: David Zopfi und Mani Zweili (Bass) sowie der Drummer Dani Lütolf von den Rockband RagMamaRag. Später schlossen sich junge Truppen wie Keebonk hinzu, wobei man nicht vergessen darf, dass zwei Musiker (Christian Pfister Gitarre und Adrian Wirz Drums) schon als Windelträger bei den Vikingern dabei waren. Aus eigenem Hause quasi stammte auch das musikalische Talent von Gabriel Ammon. Er war praktisch der jüngste Bassist bei uns, der zwischendurch, wenn Carmelo und Bruno irgendwo hängenblieben die Resttruppe am Bass begleitete. Inzwischen hat er sich zu einem hochkreativen Künstler in verschiedenen Sparten gemausert (Grafik, Musik, Fotografie). Mit Manuel Naranjo (Vocals, Rhythmus, Entertainment und Leading) und Noel Zadori fanden die zwei anderen Keebonk - Mitglieder ihre tragende Rolle nach meinem Farewell im Jahre 2000. Sie machen das mit Bravour und mit sehr grossem Verständis was Hansi und ich in den Vorjahren aufgebaut haben. Hansi ist unverwüstlich! Er ist immer noch dabei und bringt seine Söhne als nächste tragende Generation in die Truppe ein. Wunderbar! Bleibt zu hoffen, dass diese Kultur von allen anderen mitgetragen und verstanden wird!

Urs Bieri

ex-Präsident

Mein Einstieg bei den Vikinger - Oder der Versuch dahinter zukommen wer die sind und was sie wollen.

Der Grill auf der grossen sonnigen Terrasse in Alpnach-Stad hüllte uns mit rauchiger Luft ein. Regulas`s Arbeitskolleginnen und Freunde hatten sich schon bei ein oder zwei Gläschen Wein kennen gelernt. Die Gespräche schweiften vom Baden im nahen See, über Helen`s rattenscharfe kurze Röcke oder Robi`s lieblings Weinsorten bis zu den Yogastunden von Andrea. So ist es nicht verwunderlich dass auch die Luzerner Fasnacht ein Thema wurde, dass mich zum schwärmen brachte.

„Keine Fasnacht ohne Vikinger“ posaunte ich in die Runde. Oder besser gesagt ich saxofonierte los, dass ich die letzen Jahre nie nach Hause ging, bevor ich nicht wenigstens einmal die Vikinger gehört hatte. Ich suchte die ganze Stadt ab, bis ich sie fand. Auch wenn das bis zum Güdis-Dienstag spät am Abend dauerte.

„Wieso machst du denn nicht selber mit?“ fragte mich Christina ganz direkt. „Nun, ja, äh“ war meine Antwort, „weil die ja so toll sind, mit Profimusikern, Künstlern und anderen stadtbekannten skurrilen Gestalten. Stell dir vor wie gut du sein musst, und was die für eine lange Warteliste haben!“ „Gut schon. Sogar sehr gut“ meinte Christina. „Aber Warteliste? Nein. Möchtest du dabei sein? Ich könnte da vielleicht etwas machen. Mein Freund Dani ist zufällig der Präsident.“ Das war dann doch etwas viel für den Moment. Ich hörte mich nur leise sagen „ja sehr gerne.“

Der letzte Rest vom Sommer 2002 war schnell vorbei. Immer wieder dachte ich an Begegnungen mit den Vikinger an der Fasnacht. Den grossartigen jazzigen Sound mit viel Dynamik und hervorragenden Solis. Unvergleichlich arrangiert von Fausto Medici und gespielt von vielen bekannten Gesichtern aus der Luzerner Szene, deren Namen ich leider nicht alle kenne. Ich erinnere mich noch an einen Trommler, der sich später als „Hansi“ entpuppen sollte, den Sänger Bruno Amstad, den Gitarristen Heinz Affolter, oder die Geschwister Doran. Das natürlich ganz einfach, weil ich ein- oder zwei Jahre bei Bibi Doran Musikstunden erhalten hatte. Diese grossen Namen waren es auch die mich daran hinderten, überhaupt im Traum daran zu denken jemals ein Vikinger zu werden.

Dann kam der Anruf von „el Präsidente“ Dani Lütolf. Wir trafen uns in der Meridiani-Bar zum „Vorstellungsgespräch“. Dabei habe ich einen ersten Eindruck erhalten, was in dieser Fasnachtsmusik für schräge Vögel anzutreffen sind. Trotz dem zögerte ich nicht, diesen speziellen Club kennen zu lernen und freute mich auf meine erste Fasnacht als Vikinger!

Der erste Akt war die Sujetpräsentation bei Manuella in der Zuger Galvanik. Ich wohnte damals in der Nähe und nahm mir den ganzen Tag frei. Ich hatte nämlich keinen Schimmer was mich da erwartete und war natürlich super nervös. So kam es halt, dass ich am Morgen der erste war, der mit dem Schlüssel die Tore zur Galvanik öffnen durfte. Anschliessend kam die Köchin daher mit Körben, Säcken und Taschen voller Lebensmittel. Diese verarbeiteten wir dann den ganzen Tag über zu einem richtigen Festmahl. Dabei sah ich zum ersten Mal im Leben was es heisst, sich in einer kleinen, fast improvisierten Küche, zu zweit den ganzen Tag ohne Pause, und komischerweise auch ohne Essen oder Trinken abzurackern. Die Kunst dabei war, sich trotz grossen Erwartungen und hohem Druck nicht auf die Nerven zu gehen und termingerecht fertig zu werden. Zum Glück hatte Sabina den absoluten Überblick des Profis. Vor allem bei den vielen Desserts hatte ich stundenlang keine Ahnung, was denn das alles Leckeres werden sollte, und vor allem wohin damit bis es gebraucht wurde. Auch das ganze anrichten und präsentieren war eine echte Herausforderung. Irgendwann dazwischen half ich noch die Bühnenbretter, die bekanntlich die Welt bedeuten, für den Flamenco Auftritt von Timo herzurichten. Es soll je schliesslich richtig knallen, wenn sie zu den Rhythmen ihres Freundes Valentin, die heissblütigen spanischen Gefühle durch die Beine in den Boden stampft.

Nachdem ich alle Vikinger zum ersten Mal aus der Nähe sehen konnte, beim Essen schöpfen in der Küche, hatte ich langsam das Gefühl auch dabei zu sein. Obwohl mich alle anderen für das Service Personal hielten, oder zur Theatergruppe zählten, die während des essens Morde beging um sie dann später wieder aufzuklären.

Endlich wurde die Katze aus dem Sack, oder eben das Sujet auf die Bühne gelassen. Elvis Presley ganz in weiss. Also eigentlich „Elweiss“. So kannte ich endlich meine erste Erscheinung als Vikinger und wusste was zu tun ist. Als Erstes eine Nähmaschine kaufen. Dann ein Schnittmuster und den Stoff die sich nicht immer auf Anhieb verstehen wollten. Nachdem dann mit Gewandmeisterin Barbara`s Hilfe die Ärmellöcher stimmten kam doch noch alles gut. Ich würde fast behaupten sehr gut für das erste Mal.

Das Probeweekend im Hotel Diamante Blue in Mezzovico und die dazugehörenden Festivitäten, die unter Vikingern glaube ich fast als Legendär gelten, liessen bei mir grosse Vorfreude auf die Fasnacht aufkommen. Die Carfahrt nach Hause rief bei uns Passagieren auf der hintersten Sitzbank Erinnerungen ans Heiraten mit allen erdenklichen Peinlichkeiten und viel Kleinbürgerlichkeit aufkommen. Dies führte zu beflügelter Fantasie und mündete in Lachsalven unter Tränenschwemme. Sicher waren auch Ausbrüche von Müdigkeit und Autobiografie mitverantwortlich für die unvergessliche Fahrt.

Der schmutzige Donnerstag der Fasnacht 2003 kam immer näher. Ich konnte es kaum erwarten. Schon ein paar Nächte vorher, brachte mich die Vorfreude fast um den Schlaf. Und dann war es nicht verwunderlich, dass ich meinen ersten Vikingertag mit Fieber, krank im Bett verbringen musste. So ein Pech! Mein erster Auftritt war dann erst an der Powernight am Samstag, damals im „Knast“, dem alten Zentralgefängnis das zum Hotel umgebaut war. Die Idee mit einer Garderobe für die Mäntel und Jacken der Gäste schien mir vernünftig und praktisch. Zwei Stangen wurden bereitgestellt und ein paar Dutzend Kleiderbügel dazu. Man weiss ja nie. Und wir wussten es tatsächlich nicht. Wie sich herausstellte, waren während dem ersten Set von ca. 45 Minuten so viele Kleider abgegeben worden, dass sämtliche verfügbaren Tische, Stühle Lampen, Sessel und weissichwasalles zugedeckt waren. Mit Handgeschriebenen Nummern und riesigem Einsatz von Kurt alias „James“ und seinem Team, waren über 500 Mäntel und Jacken irgendwie gestapelt worden. Uns blieb die Sprache weg, als wir von der Bühne in den Aufenthaltsraum zurückkehrten. Es gehörte dann auch einiges Glück und viel Geduld dazu, bis dann alle wieder eine Jacke gefunden hatten. Nach Möglichkeit die Eigene.

Die erste Powernight war natürlich auch sonst ein riesen Erlebnis. Wann hat man schon die Möglichkeit für fast 1000 Leute zu spielen? Mit der wahrscheinlich grössten Funk-Rock-Band der Welt, auf der wohl heissesten und rauchigsten Bühne Luzerns zu stehen, bis die Augen tränen und man eigentlich trotz Scheinwerferlicht nichts mehr sieht. Das man zudem nachher auch nichts mehr hört, ist dann schon fast Nebensache. Aber es macht riesen Spass und geht richtig ab!

Aber auch die „normalen“ Fasnachtstage haben es in Sich. Es ist schon ein erhebendes Gefühl, unter einer Maske von Hene Meier zu stecken und im legendären Vikinger Sambasound durch die Gassen zu walzen, bis zum nächsten Platz. Dann kann es einen Moment dauern bis die Vikinger sich formiert haben, die Mikrofone stehen, eine Steckdose gefunden wurde und der erste grosse Durst gelöscht ist. Deshalb meine Empfehlung an alle Luzernerinnen, Luzerner und Fasnachtstouristen: „Es lohnt sich auf uns zu warten, bis wir dann endlich bereit sind und loslegen. Gebt nicht auf. Haltet durch in der Kälte. Es wird Euch heiss werden!“

Die Platzkonzerte haben mich von Anfang an beeindruckt. Die grossen Namen von früher haben langsam den gleichwertigen von heute Platz gemacht. Es ist für mich jedes mal wieder ein Erlebnis mit Manuel und Vero am Gesang, Dani an der Gitarre, Hansi am Baslerkübel, unter der musikalischen Leitung von Noel, um nur einige zu nennen, die Strasse zu beleben. Mit den „bläsigen“ Solisten Beat, „Galli“, Ruedi und vielen anderen Fasnacht und Musiktreibenden Mitgliedern macht es einfach unbeschreiblich Spass. Und immer wieder kommen neue Kameraden und Kolleginnen dazu.