Seit 1960
Vikinger Fasnachtsmusik
Unsere Geschichte
Um ein erfolgreicher Traditionsverein mit Einfluss zu werden, bedarf es einer umfangreichen Geschichte mit vielen Erlebnissen, Höhen und Tiefen, menschlicher Auseinandersetzungen, Ausdauer und Wille. Eine neue Form von Familie war entstanden, welche in der Luzerner Fasnachtsszene einzigartig war und bis in die heutige Zeit geblieben ist.
Von 1960-1970 bastelten die noch sehr jungen Vikinger die Kostüme und Grinde zusammen. Ab 1970 übernahm Eric Leimgruber nebst der Musik auch die künstlerische Leitung für die Sujets. Nach rund 20 Jahren übergab Eric das kreative Zepter an Hene Meier, welcher bis heute für das Erscheinungsbild der Vikinger verantwortlich ist.
1959
Die Eltern von Urs, Peter & Eric Leimgruber, Besitzer des damaligen Hotel Schiller; waren aktiv bei der Luzerner Gugenmusig (von Urs Bucher im Handelsregister eingetragen am 23.12.1949). Vater Leimgruber war ein äusserst aktiver Zeitgenosse wenn es ums fasnächliche Treiben oder gelinde gesagt um wilde Feste ging. So wurde das Hotel Schiller zu einer Hochburg der damaligen Luzerner Künstler & Fasnachts-Szene. Inmitten dieser Szene wuchsen die Gebrüder Leimgruber heran.
Urs & Eric spielten in der Luzerner Knabenmusik, bei welcher Gelegenheit sie den einen oder andern für ihre Idee, eine eigene Guggenmusig zu gründen, begeistern konnten. Die Gründung fand natürlich im Hotel Schiller statt. Im Ersten, weil keine Mädchen / Frauen dabei waren, benannten sie ihre neu gegründete Formation Eva Musig. Dieser Name hielt aber nur ein Jahr.
1960
1960 Umbenennung und Offizielle Gründung der Vikinger Fasnachtsmusig mit Urs & Eric Leimgruber, Teddy Hochstrasser, Flavio Perego, Hansruedi Korber und vielen andern. Die erste Vikinger Formation bestand aus 25 Mitgliedern welche sich aus dem Quartier und aus der Bürgermusik / Knabenmusik / Tambourenverein rekrutierten. Junge im alter zwischen 8-13 Jahren!!! Die Kostüme fertigten wir aus alten Kartoffelsäcken an.
Ihre musikalische Vorliebe von Anbeginn waren Rhythm & Blues und Jazz aber auch Latino und Afro. Das Posaunenspiel Papa Bues um Arne Jensen, Gründer der legendären Viking Jazzband, war einer von Teddy Hochstrassers grossen musikalischen Vorbildern. Inspiriert durch den Bandnamen, war es Teddy, welcher sich auch für die definitive Namensgebung der Vikinger einsetzte. Schon zu Anbeginn setzten die Vikinger nicht nur musikalisch neue Massstäbe um das Luzerner Fasnachtstreiben.
1963
Auch die Sujets waren brisant. So etwa, als im alten Flora in einem Lift eine von einem Verrückten gebaute Bombe gefunden wurde welche sich zum Glück als Blindgänger herausstellte, war für die Vikinger das Ereignis Programm.
Das erste Mal am offiziellen Umzug dabei, als „Bombenleger“. Nicht unbedingt zur Freude der Fasnachtsmächtigen. „Der Niedergang der Zürcher Dirnen“. Ein weiteres Sujet welches Aufsehen erregte. Der Hintergrund war, als im Zürcher Milieu innert kurzer Zeit zwei Dirnen ermordet aufgefunden wurden.
Der Bombenleger, ein Unhold, der die ganze Stadt in Aufregung versetzt hatte, inspirierte uns zu diesem Sujet. Ohne aber die Absicht zu haben am Umzug teilzunehmen, bastelten wir schon frühzeitig gelbe Masken mit schwarzen Hüten und Brillen. Da eines unserer Mitglieder den Umzugsleiter kannte, wurde s uns doch noch möglich dabei mitzumachen. Als Subvention erhielten wir CHF 200 in Form von Plaketten. Nach der Fasnacht wurde uns aber noch ein Aufmunterungspreis von CHF 200 zugesprochen. So hat die Fachjury des Luzerner Fasnachtskomitee die „Bombenleger“ nämlich bewertet. Der Aufmunterungspreis war der dritte Platz. Gespielt wurde „Zyt esch do“ und „Es war einmal“
Personell öffneten sich die Vikinger schon bald nach der Gründung. Viele Jungen und Mädchen aus der damaligen Szene wollten dabei sein. Nicht mehr nur solche die ein Instrument beherrschten, sondern alle die aus einem bürgerlichen Alltag ausbrechen wollten. James & Roli Gfeller, Heinz Meier, Maggie Ochsenbein, Baffi & Knastli Baumgartner Sergio, Ivo & Dolores Carcano, Wädu Ruckli, Trix Bühlmann usw.
1964
Untergang der Zürcher Dirnen „Mit Bieli, Mässer und so wyter Gönd sie auf die Zürcher Gryte“
A) Major: de Zuehälter
B) Musig: die havarierte Gryte
Dieses Jahr liessen wir uns vom Zürcher-Milieu inspirieren. Die unzähligen Dirnenmorde in Zürich hatten uns darauf aufmerksam gemacht. So bauten wir innert 2 Monaten 24 ermordete Dirnen im „Négligé“, mit verzerrten Visagen, Tränen und einer Mordwaffe im Kopf. Wir erhielten CHF 1‘200 Subvention und nachträglich noch CHF 300.
Zitat aus Luzerner Neuste Nachrichten vom 7.2.1964: „Kein erlesenes Fasnachtsthema, den blutigen Untergang der Zürcher Dämchen, hatte sich die Wikinger-Musig mit nordisch barabarischer Unbekümmertheit auserlesen, aber die Gruppe mit dem Zuhälterim Schlafrock, mit der Gaunerphysiognomie, und den havarierten, tränenglitzernden Griten war glänzend gemacht.“
Gespielt wurde der „Sechseläuten Marsch“ und „Es war einmal“
1965
Die Vikinger haben schön früh gute Kontakte zur Polizei geknüpft. Ein Polizist liess sogar seine Goldplombe bei uns... ;-)
1966
Zum ersten Mal in diesem Jahr haben wir auch Mädchen in unsere Musik aufgenommen. Vollzählig sind wir nun bereits 50 Mitglieder.
1967
„Machid öppenau kes Gschiis, Hüür chömid mer jetz grüen ond wyss!"
Nach langem Hin und Her einigten wir uns auf ein einheitliches Kostüm und Masken, grün und weiss. Mit einer Subvention von CHF 600 bastelten wir unter Mithilfe von Herr Suter grimmige Vikingermasken.
1968
Aber auch weitere Musiker stiessen dazu, Butsch Baumgartner Bibi, Dave & Christie Doran Fredy Studer, Jogurt Jurt, Boby Hofer, usw. Einen regen Zulauf fand auch aus Kreisen der Secondos statt Was dann die Vikinger zu einem bunten und wilden Haufen machte. Eine neue Form von Familie war entstanden welche in der Luzerner Fasnachtsszene einzigartig war und bis in die heutige Zeit geblieben ist.
Wieder einmal mehr waren wir mit von der Partie, ohne aber am längst unmodern gewordenen „Leichenzug“ teilzunehmen. Jeder stellt sein eigenes Kostüm und Kopfbedeckung, so verzichteten wir auf Einheit, um der Individualität freien Lauf zu lassen!!!!!!
1969
In diesem Jahr wurde Eric Leimgruber als Tambour-Major bestimmt, und übernahm die Führung der Vikinger. Mit Hilfe unserer Mitglieder bastelten wir ein originelles Sujet „ganz in rot“. Am Umzug sorgten wir für den Vortrab und wir hatten grossen Erfolg!!! Um unsere Kasse etwas aufzubessern, verkauften wir Linoleumschnitte von Erwin Schürch. (entworfen)
Der Höhepunkt der Fastnacht 1969 war sicher das „Guggali“ im Kunsthaus. Mit vollbesetzten Räumen verwandelte sich jener Abend in ein Fest der Feste. Mit unserer erfolgreichen Nummer, dem Grusical, brachten wir die Gäste in Schwung, und verdienten sicher ein Fastnachts-Lob.
1971
Die Luzern-Triengen-Bahn stellt ihren Betrieb ein, der FCL steigt in die NLB ab und Kudi Müller wechselt zu GC, die Schweizer Bevölkerung stimmt für das 1. Frauenstimmrecht, und es brennt…während Deep Purple in Montreux ihre neue LP einspielen, bricht im Casino während eines Frank Zappa Konzertes Feuer aus, der aus diesem Ereignis entstandene Song „Smoke on the Water“ machten Montreux & Deep Purple berühmt… Auch in Luzern brennt es; der Bahnhof fällt einem Flammeninferno zum Opfer!
Und in der Bewegung der Luzerner Fasnacht macht sich eine Gruppe der Vikinger daran, den bis dato monotonen Sound der diversen Guggenmusigen, welche zumeist Märsche spielten, aufzumischen. Unter der damaligen musikalischen Leitung des Saxofonisten Urs Leimgruber (Orpheos, OM) hatten Butsch Baumgartner (Thunderbyrds, Mads, OM ) & Fredy Studer (1. Band mit Christy Doran ohne Namen ,KEA, CYLOQURZ, Les Unlikes, Skyscrapers, OM, Red Twist & Tuned Arrow) die Vision, ihre Schlagzeuge an der Fasnacht einzusetzen, um endlich ihren eigenen Sound zu spielen.
Dass sie damit den gängigen Fasnachts-Sound nachhaltig verändern würden, war ihnen damals noch nicht bewusst. Georg Lingg, ein Mitarbeiter bei PAISTE Nottwil schweisste in einer Nacht und Nebel Aktion diverse solcher Traggestelle; welche mit einem Snaredrum, Tom Tom, Becken und Glocken bestückt waren, zusammen. Natürlich waren diese Gestelle viel zu schwer geraten. Wer kommt schon auf die Idee, ein Schlagzeug an der Fasnacht herumzutragen. So mussten diese an der Rückenpartie mit bis zu 10 kg Gegengewicht modifiziert werden. Die Reaktion am Schmutzigen Donnerstag war aber so was von gewaltig, als die Vikinger mit Samba- und Latino-Rhythmus in die Altstadt einbogen.
1980
Wir schreiben das Jahr 1980, als Butsch Baumgartner in einer heiss diskutierten Sitzung anlässlich der Ordentlichen Vikinger GV für die Aufnahme in corpore der Rhythmusgruppe Rasselbandi Luzern, welche unter der Leitung von Fausto Medici stand (mit Hansi Wobmann und Jörg Furrer), aufzunehmen. Um seinem Antrag Gewichtigkeit zu verleihen drohte er seinerseits mit dem Austritt diverser Schlagzeuger. Sein Engagement war in dieser Phase entscheidend für die musikalische Weiterentwicklung des typischen Vikinger-Sounds wie wir ihn heute kennen.
1983
Die Vikinger starten mit einer fantastischen Rhythmusgruppe in ein musikalisch neues Zeitalter. 1983 Heinz Affolter steigt mit seiner elektrischen Gitarre bei den Vikingern ein. Seine Monitorbox führt er auf einem ausgedienten Kinderwagen mit. Im folgenden Jahr wurde sein Kinderwagen durch einen Industrie-Handwagen ersetzt. Später wurde ein ausgedienter Milchwagen umgerüstet um die Soundanlage, welche stetig von Jahr zu Jahr anwuchs, zu transportieren.
1989
Später kommen Mani Zweili als Bassist, Richi Köchli Gitarrist, Carmelo Fiannaca Bass & Bruno Amstad Gesang dazu. Mit Bruno als Sänger beginnt 1989 eine weitere Erneuerung.
Das Sound-Repertoire wird um ein Vielfaches ausgeweitet.
1992
Mittelerweile sind die Vikinger ohne Verstärkeranlagen und Mikrophone nicht mehr denkbar.
1994
Rund 80 Frauen und Männer gehen nackt an die Fasnacht. Die Vikinger sind halt hart im Nehmen. Ebenso haben wir unsere erste CD "Vikinger Live at Kaufleuten Zürich" aufgenommen.
2010
50 Jahre Vikinger in Schwarz-Weiss